Vom Grenzort zum Urlaubsparadies

Winterparadies Mitterfirmiansreut

Die Geschichte von Mitterfirmiansreut
Die Geschichte von Mitterfirmiansreut beginnt am 7. September 1764. An diesem Tag veröffentlicht die fürstbischöfliche Hofkammer in Passau ein Dokument, das genau beschreibt, wie ein rund 50 Kilometer entfernt im Bayerischen Wald liegendes Areal besiedelt werden soll. Für diese „Firmiansreither Dörfer“ sind Siedlungswillige ausgesucht worden, genau sieben für das spätere Mitterfirmiansreut. Der Ort ist damit eine Gründung des Passauer Fürstbischofs Leopold Ernst Graf von Firmian. Mit der neuen Siedlung möchte der Kardinal vor allem das Hochstift Passau gegen Böhmen sichern.

Nach der Säkularisation von 1803, mit der der Staat kirchliche Besitztümer einzieht, wird die Siedlung der Gemeinde Annathal zugeschlagen. Nach und nach leben immer mehr Menschen in dem Örtchen. 1809 wird für die Kinder eine Notschule eingerichtet, 1852 wird eine richtige Schule gebaut. Die Menschen leben zumeist von der Land- und Forstwirtschaft, das Leben ist hart. Im Ort leben aber auch viele Musikanten, die von Dorf zu Dorf und von Fest zu Fest ziehen, um dort für ein paar Pfennige aufzuspielen. Es sind die „Pfenniggeiger“, an die heute noch zahlreiche Namen und Bezeichnungen in der Region erinnern.

 

Mitterfirmiansreut
Mitterfirmiansreut

Weltweites Aufsehen erregt Mitterfirmiansreut im Jahr 1911. Weil die Gläubigen aus Mitterfirmiansreut im schneereichen Winter 1911 nicht mehr zu den Gottesdiensten ins benachbarte Mauth gehen können, reift unter den Bewohnern der Entschluss, sich eine eigene Kirche zu bauen – und zwar aus Schnee. Sie hoffen, damit die Öffentlichkeit auf ihre finanzielle Notlage aufmerksam zu machen, dies es ihnen versagt, eine richtige Kirche aus Stein zu bauen. Aus tischgroßen Schneequadern setzen sie im März 1911 ein stattliches Gotteshaus zusammen, das einen Fotografen aus Passau anlockt. Sein Bild wird nicht nur in zahlreichen deutschen Zeitungen, sondern auch in US-Illustrierten veröffentlicht. Von 1923 bis 1925 kann dann eine richtige Kirche aus Stein erbaut werden.
1946 wird die Gemeinde Annathal aufgelöst und Mitterfirmiansreut wird politisch der drei Kilometer entfernten Gemeinde Philippsreut zugeschlagen. Der Ort behält seinen bäuerlichen Charakter, auch wenn in der Folgezeit im Sommer immer mal wieder Urlauber kommen.

Die Geburtsstunde des heutigen Mitterfirmiansreut als beliebtes Urlaubsziel im Winter schlägt 1964. Auf Betreiben von Karl Kisslinger, einem Realschuldirektor und Politiker (er wurde 1965 zum Ehrenbürger von Philippsreut ernannt und saß für die SPD von 1983 bis 1990 im Deutschen Bundestag), etabliert sich Mitterfirmiansreut als Wintersportort. 1964 wird östlich des Ortes der erste Skilift mit Dieselmotorantrieb erbaut. Mit einem zweiten Lift in der Nähe der Kirche im Jahr 1965 beginnt die Erschließung des Almberges für den Wintersport.1967 wird der 1200 Meter lange „Große Almberglift“ gebaut, 1971 folgt der „Almwiesenlift“. Am Ende entsteht das Skizentrum Mitterdorf, das immer wieder ausgebaut und optimiert wird. Das Skizentrum wird heute von einem Zweckverband zwischen dem Landkreis Freyung-Gtafenau und der Gemeinde Philippsreut betrieben. Parallel dazu entwickelt sich eine leistungsfähige touristische Infrastruktur mit Hotels, Pensionen, Gasthöfen und Restaurants.

Eine der jüngsten Highlights der Entwicklung ist 2010 die Schaffung des Almbergsees, aus dem die Beschneiungsanlage des Wintersportzentrums gespeist wird. Ein Jahr später sorgt der Bau einer zweiten Schneekirche zur Erinnerung an das „weiße Wunder“ von 1911 für Furore. Hoch über dem Dorf wird eine monumentale Kirche aus Schnee und Eis errichtet, die an die Protestaktion von vor hundert Jahren erinnert. Damit stellen die Mitterfirmiansreuter erneut unter Beweis, was sie seit jeher auszeichnet – Idealismus und Tatkraft.